D10 Warszawa – Moskwa

Von Michael Koopmann
Dieser Kurztrip ist Teil eines größeren Themas: Transsib
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Das Abfahrtsgleis unserer Zuges nach Moskau zu finden, erforderte etwas Spürsinn. Auf dem Fahrplan stand (zumindest für uns nicht erkennbar) das Gleis nicht. Die hochmodernen Infotafel zeigten den Zug nicht, oder nur falsch an. Mit etwas Fragen konnten wir aber unseren Bahnsteig finden und dieser war erstaunlich gut mit Fahrgästen gefüllt. Pünktlich fährt ‚unser‘ Zug dann schon ein. Vorne Polnische Wagen Richtung Terespol und hinten, sehr modernen wirkende, Silberne Wagen der Russischen Eisenbahin, in Richtung Moskau. Alles rein und schon rollt der Zug. Auch unser Abteil ist schnell gefunden, aber die Überraschung ist recht groß bzw. das Abteil ist ganz schön klein. Es ist nicht wie vermutet ein, aus unseren Zügen bekanntes, Vierer Abteil mit jeweils an beiden Wänden herunterklappbarem Betten. Dieses hier ist gefühlt nur halb so groß und hat 3 Betten an einer Wandseite, bzw. derzeit ein Bett und eine Sitzbank für 3 Personen. Uns ist klar, dass Abenteuer beginnt nun!

Es dauert etwas bis wir unsere Sachen verstaut und uns sortiert haben. Sitzt man auf der Bank fällt der Blick direkt auf die grau melierte Wand. 4 Haken und 4 Kleiderbügel haben wir, einen kleinen Schank mit Becherhaltern, Spiegel und Steckdose. Am Fenster ist ein kleiner Tisch der, wenn man ihn hochklappt, zum Waschbecken wird. Eine kleine Tür verschließt unser Abteil. Aber geöffnet wirkt das Räumchen nicht ganz so eng und man kann dem Treiben auf dem Gang und auf der Anderen Waggonseite besser zuschauen.

Da kommt auch schon unsere Wagenschaffnerin. Fast so wie man Sie sich vorstellt. Etwas stämmiger, russisch sprechend – Sie könnte auch Schwester Rabiata sein ;). Wir Bekommen Zettel in die Hand gedrückt wo wir unsere VISA Nummer für Weißrussland eintragen sollen. Kurz darauf die Frage: Tee oder Kaffee? Tee. Wir bekommen zwei Gläser mit Schön verziertem Halter in die Hand gedrückt. So hat Reisen Still. Mit dem Tee in der Hand und in unserem kleinen Abtei wirkt die Polnische Landschaft draußen direkt exotischer. Nur die deutschen Stimmen aus dem Nachbarabteil trüben den Eindruck etwas.

Grenzkontrolle

Mit dem Sonnenuntergang erreichen wir Terespol. Grenzbahnhof. Die Schlafwagenschaffner verkünden das nun die Toiletten geschlossen werden. Das sagt zumindest der wohl Russisch sprechende Deutsche im Nachbarabteil. Also beginnt sie nun, meine erste richtige Grenzkontrolle! Ich bin ja schließlich ein Kind des Schengen Raumes und kenne dies eigentlich nicht. Die EU habe ich nur mal für eine Tour in die Schweiz verlassen.
Als erstes Kontrollieren uns die Polnischen Grenzer. Unsere Pässe wollen Sie nur Ohne Schutzhülle haben. Kurzer Blick hinein, alles OK. Drei Abteile weiter gibt es Diskussionen. Eine Russin und ihr Begleiter (?) hat anscheinend keinen Pass oder zumindest kein Visa. 20 Minuten Diskussion und wir haben 2 Fahrgäste weniger an Board. Auf dem Bahnsteig sieht man einige Grenzer rumlaufen. Tüten kommen aus dem Zug raus. Anscheinend hat jemand Zuviele Tütensuppen dabei. Diese wurden wohl konfisziert. Warum auch immer.
Weitere 20 Minuten später setzt eine Diesellok an den Zug. Der ganzen Wagen vibriert. Die Lok schiebt uns über den eingezäunten Grenzstreifen, einen Fluss und vorbei an einigen Wachen nach Brest. Vor einem relativ kleinen, grünen Gebäude kommen wir zum stehen. Wir haben nun Weißrussland erreicht! Die nächsten Grenzer kommen. Kontrollieren unsere Pässe. Begutachten unsere Fotos. Sind wir es auch wirklich?! Dann der Grenzer die Pässe mit. In dem Gang ist Bewegung. Die Toiletten sind wohl wieder auf und auch die Raucher dürfen auf den Übergängen wieder qualmen. Als nächstes kommt eine, relativ hübsch anzusehende blau Uniformierte, Dame aus dem grünen Gebäude gestöckelt. Sie schaut durch alle Abteile. Das scheint wohl der Zoll zu sein. In einigen Abteile müssen die Leute raus. Uns fragt Sie in gebrochenem Deutsch was wir in unseren Rucksäcken haben. Anziehsachen. Und da geht Sie auch wieder. Jetzt kommt die 3te Kontrolleurin. Eine Ältere Dame ungefähr Marke Mutter Beimer. Wir sind wieder als erstes dran. Sie möchte den kleinen unscheinbaren Zettel vom Start der Tour in Warzsawa sehen. Es fehlen noch Daten. Wo wollen wir hin? Nur Transit. Sie schreibt auf, trennt de Zettel in der Mitte und gibt uns den anderen Teil zurück. Wir sollen gut drauf aufpassen, der Zettel ist wichtig für für Ausreise. Nach 2 Stunden ist der Spuk vorbei. Der Zug darf einreisen und wird an den Bahnsteig geschoben.

Umspurung

Das nächste Ereignis kündigt sich aber schon an. Vom Bahnsteig aus können wir die große Werkhalle sehen. Gleich werden wir umgespurt. Von unserer Normalspur auf Russische Breitspur. Vorher kommt aber die erste ‚Babuschka‘ in den Zug und preist u.a. Bier an. Das ist jetzt genau das richtige. Ich bezahle in Rubel und merke erst später das ich mich ganz schön über die Tisch ziehen gelassen haben. Hätte ich mit mal ne ungefähren Umrechnungskurs bemerkt :-/. Der Zug wird vom Bahnsteig aus recht unsanft in die Halle rangiert. Vor- und Zurück. Es ruckelt, rappelt, rumpst. Die Wagen werden entkuppelt um an die richtige Stellen der Hebeböcke gestellt zu werden. Der Kran an der Hallendecke bewegt sich. Die Kupplungen werden auf die russisch typische Klauenkupplung gewechselt. Das Dauert pro Seite keine Minute. Die Böcke heben den Wagen kaum merkbar an. Nach 15 Minuten sieht man wie die Normalspur-Drehgestell an einem Seil alle samt unter den Wagen weggezogen werden. Kurz darauf senkt sich der Wagenkasten auch wieder. Eine Bremsprobe wird vorbereitet. Keine 30 Minuten später fährt unser Zug, nun auf Breitspur, aus der Halle und wird am Bahnhof vom Brest abgestellt. Das Bahnsteigdach ist pompös, es herrscht geschäftiges Treiben. Unserem Zug werden noch weitere Wagen, die auch einiges breiter sind als unsere, angehängt. Nach einige Zeit rollt Der Zug wieder. Die Betten werden ausgeklappt und es wird zeit sich Bett fertig zu machen. Schauen wir mal wie die erste Nacht im Zug wird.

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