Mein erstes Mal Rumänien

Von Michael Koopmann
Dieser Kurztrip ist Teil eines größeren Themas: Schmalspurig in Osteuropa
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Dieser Beitrag erschien im Dezember 2023 im ‚Rumänien – Adventskalender‚ hinter dem Türchen mit der Nummer 10. Nun ist dieser Kurztrip schon ein Jahr her und ich möchte euch auch hier im Blog über mein ‚Erstes Mal‘ berichten.

Mein erstes Mal Rumänien – Aus dem Rumänien – Adventskalender

Ich war 2023 das erste Mal von Rumänien! Das mag nun für den ein oder anderen hier (im Rumänien-Adventskalender) unglaublich sein, dass ich mit meinen 37 Lenzen so lange benötigt habe, in dieses Land zu kommen. Ich kann es mir selbst nicht erklären. Aber nun konnte ich Anfang dieses Jahres diese ‚Schmach‘ endlich ausräumen und es ging mit dem Flieger für einige Kurztrips nach Rumänien zu ein paar Zielen, die schön länger auf meiner ‚Bucket List‘ standen.

Kurztrip zu den Waldbahnen Rumäniens

Hauptgrund der Reise war für mich als eisenbahn- und reisebegeisterter Fotograf eine kleine Fotoreise Anfang Februar über die Wassertalbahn in Vișeu de Sus und die Bahn Moldovița. Hier wurden einige Sonderfahrten von Farrail-Tours Bernd Seiler organisiert und ich hatte die Hoffnung, auch etwas ‚drumherum‘ in der Region sehen und vor allem auch fotografieren zu können. Die beiden Bahnen standen schon eine halbe Ewigkeit auf meinem Reisewunschzettel, kannte ich doch viele tolle Reisegeschichten, die mir Freunde von hier erzählt hatten. In so manchen Abend, im kleinen Dia-Kellern, durfte ich mir Dias von den Reisen anderer anschauen und habe mich immer total über die Geschichten zu den Bildern gefreut. Was alles so auf den Reisen passiert ist, was erlebt wurde und was auch nicht geklappt hat. Natürlich habe ich hier auch im Adventskalender immer sehr gerne hinter die Türchen geschaut.

So überkam mich aber auch eine Angst, dass ich einfach zu spät für eine Reise hierhin bin. Klar war für die richtig aktive ‚Dampfzeit‘, also die Zeit, wo noch alles mit Dampflok betrieben wurde, ich definitiv zu spät. Dieselloks fanden den Weg zu den Bahnen und die Dampfloks wurden nur noch für Sonderfahrten und Touristen vorgehalten. War das noch wirklich interessant oder nur noch ein ‚rumänisches Disneyland‘? Und sieht das womöglich überall so aus? Kann ich überhaupt noch ‚richtiges Rumänien‘ erleben und fotografieren? 

Fragen über Fragen, und da hilft nur eins: Es einfach mal machen und selbst erleben. 

Ab in den Flieger

Also ab in den Flieger nach Cluj-Napoca, was von Dortmund aus schnell und einfach erreicht ist. Dort schnell die Sachen ins Hotel verstaut und ab mit der Kamera in die Innenstadt. Schon aus dem Taxi aus vom Flughafen war mir die Stadt direkt sympathisch. 

Beeindruckt war ich, wie sauber und ordentlich die Stadt war. Man hatte sich definitiv schon herausgeputzt. Also doch schon zu spät? Mit dem Einbruch der blauen Stunde ging es durch die Altstadt. Auch hier ist alles picobello und sehr schön. Die Geschäfte werfen einen Lichtschein auf das Kopfsteinpflaster und lassen alles gemütlich wirklich. Mit der Dunkelheit werden dann auch die Lichtinstallationen eingeschaltet: Tausende Lampen tauchen die Straße in warmes Licht. Sehr schön und vermutlich auch sehr ‚Instagramable‘ und bestimmt kein echtes Rumänien – aber schön. Ein gemütliches Lokal ist schnell gefunden und bei sehr gutem und deftigem Essen und natürlich ein paar Țuică (vielleicht auch einigen zu viel) können die ersten Eindrücke in Rumänien verarbeitet werden.

Mit der Waldbahn durch das Wassertal

Der nächste Tag bietet nochmal die Chance, bei Tageslicht durch die Stadt zu gehen. Aber der Transfer das Vișeu de Sus steht schon bald an.

Als bestellter Sonderzug ist natürlich für einiges an Dampf, originale Waggons und Güterwagen gesorgt. Es geht mehrfach die Strecke rauf mit verschiedensten geplanten Aktionen und natürlich vielen Fotohalten. Auch Schnee lag genug entlang der Strecke und Eiseskälte sorgte für wunderbare Dampfentwicklung. Für die Eisenbahn-Enthusiasten ist voll gesorgt. Ich will mich hier nicht in Eisenbahn-Details verlieren: Für den Ausstehenden wird es schon sehr lustig aussehen, wenn die Fotofreunde die meiste Zeit neben dem Zug herlaufen, auf der Suche nach der idealen Fotostelle, um dann den Zug mehrfach an sich vorbeifahren zu lassen. Aber hat nicht jeder ein verrücktes Hobby?

Entsprach es den meinen Erwartungen? Aber sowas von! Es gab so viel zu erleben, und die Speicherchips meiner Kamera hatten sehr viel weg zu speichern. Das Personal rund um die Lokomotiven, die Bremser und Rangierer und alle, die sich um das leibliche Wohl und warme Waggons gekümmert haben, waren voll darum bemüht, es zu einer sehr angenehmen und wunderbaren Reise zu machen.

Aber es gab auch soviel zu erleben. Organisierte Sachen wie der Einsatz des Schneepfluges, Transport von Baumstämmen ins Tal, Rangieren und vieles mehr wurden geboten. Aber auch einiges, was nicht geplant war: die üblichen Überholungen und Zugkreuzungen, die ein oder andere Entgleisung, so manches geschraube am Material und leider auch einen größeren Lokschaden (über den ich hier schon berichtet haben. Alles bot viele Möglichkeiten, was zu erleben und Situationen zu fotografieren. Ich war einfach nur begeistert und froh, endlich mal hier zu sein.

Winterwunderland in Moldovița

Neben Viseu wurde auch Moldovița besucht. Schneefall zum Abend begann und machte die Fahrt im Kleinbus über den Pass auch zu einem Erlebnis. Im engen Zeitplan musste natürlich auch so mancher Winterdienst überholt werden. Da half nur, entsprechend Țuică auf der Rückbank und Vorsichtshalter genug Frostschutz aufzunehmen.

Am nächsten Morgen präsentieren sich Moldovița als ‚Winterwunderland‘. In der Nacht hatte Frau Holle alles kräftig eingeschneit und es hätte schöner nicht sein können. 

Bei der Waldbahn wurde natürlich auch kräftig Dampf geboten, auch wenn hier der letzte ‘echte’ Zug schon lange abgefahren ist. Die kleine Resita Lok musste sich gut durch den Schnee schieben, und hier war der ‚Vor-Zug‘ mit Schneepflug nicht nur Show für die Fotografen, sondern absolut notwendig für das Vorankommen. Fotomotive boten sich bei so einem Wetter natürlich in Hülle und Fülle.

Die Bahn schlängelt sich durch Moldovița und weitere Dörfer, die ich wirklich toll fand. Überall säumten die schönen Holzhäuser mit ihren Stallungen und Ziehbrunnen, die mit Lattenzäunen eingefassten Grundstücke, auf denen die Hühner laufen oder die Hunde bellen, die Strecke. Das ein oder andere Pferdefuhrwerk oder sogar Schlitten gab es zu sehen. Genau so habe ich mir Rumänien vorgestellt und mir die Reise gewünscht.

Klar war auch hier das Jahr 2023 angekommen. Das verrieten die Satelliten-Schüsseln an den teilweise frisch renovierten Dächern. Auch die Straße war natürlich keine Schotterpiste, sondern schon fast eine kleine geteerte Rennstrecke für Autos. Aber der Schnee konnte das Meiste sehr gut verstecken.

Mit meiner Kamera kam ich voll auf die Kosten. So lohnte es sich hier, immer neben oder hinter den Zug zu schauen und die Einwohner beim Schnee schüppen oder ihren täglichen Arbeiten zu beobachten und natürlich die vielen Details, die bei uns schon lange vollkommen unüblich sind, wahrzunehmen. Wie schon in den Tagen zuvor war ich begeistert von der Freundlichkeit der Menschen. Gerne erinnere ich mich noch an die Frau, die uns mit Äpfeln beschenken, als wir uns gerade auf den Rückweg von Ihrer Wiese machen. Woanders hätte man der Horde Fotografen sonst was erzählt oder gedroht, wenn sie das private Gelände betreten hätten, um irgendwas zu fotografieren. Hier wird man mir offenen Armen entgangen. Rückblickend bin ich etwas beschämt, dass ich außer ein gestammeltes ‚mulțumesc‘ nicht zurückgeben konnte.

Auch hier war die Fahrt im Zug wieder ein wahres Vergnügen. Auch hier war das Personal super bemüht, alle fotografischen Wünsche zu erfüllen und auch zum x-ten Mal anders an der Fotostelle vorbeizufahren. Kulinarisch war die Tour auch bestens versorgt. Kurzfristig wurden mit dem Lok Wasserhalt auch die Essenpause auf die Strecke verlegt und der kleine Waggon zum Speisewagen.

Mein Fazit zu Rumänien

Was kann ich nun als Fazit zu meinem ersten Besuch in Rumänien sagen? War es das was ich erwartet habe? Habe ich das Rumänien gesehen, was ich sehen wollte?

Es war großartig! Es war eine tolle Reise, die viel zu kurz war, und ich werde auf jeden Fall wiederkommen. Ich habe so viel erlebt in den wenigen Tagen und konnte mit so vielen Erlebnissen wieder nach Hause kommen, und viele dieser Eindrücke konnte ich auch auf meiner Kamera speichern. Jetzt, beim Schreiben dieser Zeilen und das erneute Durchschauen der Bilder kann ich nur sagen, dass meine Erwartungen viel mehr als erfüllt wurden. Natürlich habe ich ein Rumänien im Jahr 2023 erlebt und nicht 1980er, aber da bin ich eigentlich auch froh darüber. Dank der Initiativen einiger Personen kann man zum Glück auch heute z. B. noch die Waldbahnen erleben und zumindest der Eindruck ist genauso wie früher.

Es haben sich nun viele neue Punkte auf meiner ‚Bucket List‘ angesammelt. So viele Orte, die ich demnächst mal besuchen möchte und so viele Fahrten, die noch zu machen sind. So würde ich gerne das nächste Mal mit dem Zug nach Rumänien fahren. Oder vielleicht gibt es auch die Möglichkeit für einen ‚Kurztrip‘ zu einem Ziel. Mal schauen, was sich in den kommenden Jahren ergibt, und vielleicht ist das dann auch wieder einen Bericht für den Rumänien-Adventskalender wert.

Interessante Links zur Wassertalbahn

Nachhaltigkeits-Hinweis: Ich bin nach Cluj-Napoca in Rumänien geflogen. Dies ist keinesfalls ein nachhaltiger Weg um nach Rumänien zu kommen und hinterlässt einen sehr grossen CO2 Fußabdruck. 0,600t CO2 sollte man maximal im Jahr verursachen, alleine 0,501t CO2 hat dieser Flug verursacht! Um dies zumindest etwas zu kompensieren habe ich an MyClimate gespendet und zumindest einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz geleistet.

Innerhalb Rumänien fand der Transport der Reise-Gruppe mit einem Bus statt. Natürlich sind auch Dampflokomotiven keine Nachhaltigen Fahrzeuge aber ein wichtiges Kulturgut. Im Wassertal werden die Dampfloks vor allem mit Holz aus lokaler Produktion betrieben. So entfällt zumindest der schmutzige Abbau und lange Transport von Steinkohle.

4 Gedanken zu: “Mein erstes Mal Rumänien

  • Rolf 18. Februar 2024 at 21:37

    Hallo Michael,
    komme gerade vom FF-Fotoschule-YT-Video und schaute mir erst mal den aktuellen Blog-Post an. Deine Eindrücke vermitteln ein sehr schönes Rumänien, ein sehenswertes Land.
    Tolle Fotos, Danke fürs Zeigen.
    Viele Grüße
    Rolf

  • Michael Koopmann 20. Februar 2024 at 7:36

    Freut mich sehr Rolf das du auf meinen Blog gekommen bist. Rumänien ist auf jedenfall eine Reise Wert. Kann ich nur sehr empfehlen. Danke für den Kommentar

  • oli 17. April 2024 at 16:33

    Ich war schon vier mal in Rumänien, zwei mal geschäftlich in Cluj und zwei mal mit der Familie im Urlaub auf Rundreise durch Siebenbürgen entlang der Karpaten. Das Land hat viel zu bieten, vor allem unglaublich schöne unberührter (und nur wenig touristische) Natur, freundliche Menschen und viel Charme.
    Der Norden von Rumänien mit noch mer Charme (und alten Eisenbahnen) steht noch auf meiner Liste, mal sehen wann ich das unterbringe. Leider komme ich beruflich nicht mehr nach Cluj.
    Ja, das Land hat was – ich kann dir auch die Karpaten sehr ans Herz legen!

  • Michael Koopmann 10. Juli 2024 at 20:16

    Ich muss auf jeden Fall auch nochmal das Rumänien. Eine Schlaf- und Speisewagen Tour bis dorthin steht schon weit oben auf der Bucket-List. Dann mit der Kamera in ein paar Dörfer und nach ein paar Reportagen suchen 🙂

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