Seit einem halben Jahr nutze ich nun das Deutschlandticket und habe kein eigenes Auto mehr. Seitdem habe ich viel erlebt im Nahverkehr. Für 2024 habe ich das Deutschlandticket nun auch als Jobticket und ich habe mir vorgenommen, meine Fahrten im ÖPNV mehr zu dokumentieren. Dies will ich hier auch hier im Blog machen, sind dies doch regelmäßige Abenteuer-Kurztrips im Nahverkehr.
Träwelling
Im Check-In Service Träwelling habe ich dieses Jahr begonnen, meine Fahrten zu protokollieren. Träwelling ist Open-Source und ist inzwischen auch gut mit dem Fediverse und Mastodon verbunden. Der Name kommt übrigens vom Bahn-Denglisch „Senk ju for träwelling wis Deutsche Bahn“ :-).
Statistiken zum Deutschland-Ticket
So kann ich nun genau sagen, wieviel und womit ich gefahren bin, und hier einige Statistiken zu meiner Nutzung des Deutschland-Tickets präsentieren:
- Im Januar war ich 749,1 km im öffentlichen Nahverkehr unterwegs.
- Bei 49 Fahrten saß ich 16 Stunden und 26 Minuten in Bussen und Zügen.
- 191 Minuten habe ich durch Verspätungen oder verpasste Anschlüsse verloren.
Fast die Hälfte davon war mein Weg zur Arbeit und zurück. Ca. 10 % waren dienstliche Fahrten für meinen Arbeitgeber, wo ich z.B. in die Stadt musste. So lohnt sich so ein Job-Ticket also auch für den Arbeitgeber – Parkticket und Auto wären hier deutlich teurer gewesen. Den Rest habe ich für persönliche Fahrten genutzt. Hier war ich einige Mal in Dortmund, aber leider sehr wenig auf ‚Kurztrips‘ im Januar. Einzig den Kurztrip zum Lichtermarkt kann ich hier nennen, die Bilder findet ihr hier im Blog.
Die zurückgelegten Kilometer wären mindestens eine Tankfüllung für ein Verbrenner-Auto gewesen, und ein Benziner hätte so rund 0,2 t CO2 verursacht. Unterwegs war ich viel mit U-Bahn und S-Bahn, was meinem Arbeitsweg geschuldet ist. Dazu kommen einige Busfahrten (ich mag kein Bus), leider vor allem häufiger wegen SEV oder Streiks. Die angegebene Straßenbahn ist eigentlich was ganz anderes – nämlich eine Fahrt mit der H-Bahn am Düsseldorfer Flughafen.
Von den Bahngesellschaften auf jeden Fall ein bunter Mix hier in NRW. Untere ‚Andere‘ ist vor allem die U-Bahnen der Rheinbahn zu sehen
Durch die Bahnstreiks und den Schneefall war ich im Januar aber relativ wenig unterwegs, da ich auch viel im Homeoffice war. Aber mit 49 Fahrten hat sich das Deutschlandticket doch sehr gelohnt. Alle Fahrten waren aber innerhalb NRWs und sogar nur innerhalb des VRR. In normalen Fahrkarten hätte mich der Monat 191,20 Euro gekostet.
Auf Mastodon beschreibe ich unter dem Hashtag #dticketlog gerne mal mein aktuelles Leid (oder Freud) beim Zugfahren. Hier könnt ihr gerne mal reinschauen. Wer mir eine Anfrage auf Träwelling schreibt, kann mir gerne auch dort folgen.
Störfaktoren im Januar
• Es gab zwei Mal Bahnstreik im Januar. Insgesamt 9 Tage gab es starke Beeinträchtigungen. An diesen Tagen habe ich auf Fahrten mit der Bahn komplett verzichtet.
• Der Wintereinbruch am 17.1. sorgte im Rheinland auch für einiges Chaos.
• Die S6 verkehrt seit dem 17.1. nicht mehr zwischen Düsseldorf-Rath Mitte und Essen-Kettwig wegen ‚Hangabsenkung‘ in Hösel. Der SEV kommt für mich nicht in Frage, da nutze ich lieber die U-Bahn.
• Der RE47, der Düsseldorf direkt mit Solingen/Remscheid verbindet, verkehrt wie üblich nicht. Diesmal wegen Triebfahrzeugschäden und anschließenden Bauarbeiten. Das ärgert mich sich sehr! Im letzten Jahr gab es hier schon andauernd alle Arten von Probleme. In diesem Jahr ist es nun offiziell, dass die Linie überhaupt nicht bis April verkehrt. Das ist wirklich sehr schade und vor allem nervig, weil….
• Die Anschlüsse in Solingen HBF von S1 zu S7 nur zu einem noch größeren Glücksspiel geworden sind. Die Übergangszeit von 5 (!) Minuten ist so kurz, dass seit Fahrplanwechsel selbst die DB App die Wartezeit auf einen Zug später vorschlägt. 5 Minuten hat die S1 auf ihrem Linienweg von Dortmund einfach eingesammelt. Der Anschluss klappt eigentlich nur, wenn beide Linien zu spät sind, auf was leider auch kein Verlass ist. Diese 20 Minuten Verlust sind sehr ärgerlich für mich.
• Die S7 ist mit Fahrplanwechsel auf die ‚RheinRuhrBahn‚ übergegangen. Auch wenn die großen Probleme ausgeblieben sind, hakt es doch merklich. Am meisten geärgert hat mich eine Woche SEV wegen Fahrzeugschaden und wirklich sehr schlechter Informationspolitik zum SEV. Die verkehrenden Busse zu finden ist gar nicht so einfach.
• Es scheint viel mehr Graffiti an den Zügen zu geben. Bei fast allen Bahngesellschaften sind mir großflächige Besprühungen aufgefallen. Warum ist das so? War dies doch fast mal verschwunden?
Fuck Up des Monats
Die Auskünfte in der DB App (und anderen) und der anderen digitalen Auskünfte (Bahnsteiganzeigen, Durchsagen etc.) sind einfach Mist. Teilweise ist nicht erkennbar, welcher Zug wann und wo abfährt. Ein Beispiel:
- Die S1 in Solingen Hbf soll 6 Minuten später abfahren.
- Am eigentlichen Gleis steht ein anderer Zug.
- Infotafeln zeigen einen Zug von vor 20 Minuten an.
- Die Blechelse (Durchsage) plappert durcheinander die ausgefallen Züge der letzten Stunden nach.
- Laut App ist Zug pünktlich abgefahren und schon weg.
- Eine verspätete S-Bahn fährt auf Gleis 8 einen Bahnsteig weiter ein.
- Auf der S-Bahn steht ‚Nicht einsteigen‘
- Die Bahnsteiganzeige sagt ‘Zug endet hier – nicht einstiegen’
- Erst nach 5 Minuten wird das Ziel Dortmund am Zug angeschlagen.
- Der Zug fährt verspätet wirklich ab in die richtige Richtung: Es ist fast kein Fahrgast an Board.
Problem ist hier die Datenbasis mit Sicherheit, und dass weder künstliche noch menschliche Intelligenz in den Systemen scheint. Mit etwas Nachjustieren wäre hier sicherlich eine deutlich bessere Auskunft möglich. Genau das wäre sehr viel Wert für mich! Ich kann verstehen, dass Züge wegen der schlechten Infrastruktur und der Bauarbeiten verspätet fahren. Auch Personal- und Triebfahrzeugknappheit kann ich in gewissen Massen verstehen: Aber dann schreibt es bitte DEUTLICH in die digitalen Medien, welcher Zug fährt und welcher nicht. Dann kann man als Fahrgast planen und auf Alternativen zurückgreifen. Ich finde, es gibt aber nichts Schlimmes, als überraschend an irgendwelchen Bahnhöfen zu verenden‘ und dort lange auf dem teilweise sehr kalten und nassen Bahnsteig auf die nächste Fahrtmöglichkeit zu warten.
Positives im Januar
Es soll hier aber auch was Positives geben: Im Januar war das für mich die 1. Klasse. Im VRR nutze ich sehr gerne derzeit die Möglichkeit, mit einem Zusatzticket die 1. Klasse in vollen Zügen zu nutzen. Hier habe ich meine Ruhe und kann prima an meinem MacBook Bilder bearbeiten oder so einen Blog-Post schreiben. Schade, dass ich auf dem Weg zum Büro keinen Zug mit ‚echter‘ 1ster Klasse habe, sonst hätte ich mir vielleicht schon ein entsprechendes Monatsupdate besorgt.
Ich hoffe euch haben die kleine Einblicke in meinem Pendleralltag etwas Spaß gemacht. Ich will dies in den kommenden Monaten regelmäßig machen um so für mich auch mal zu loggen wie gut oder schlecht das Fahren im ÖPNV ist. Ab und zu denke ich mir ja doch das ein Auto sehr vieles einfach machen würde.
Geschrieben im RE4 in Richtung Aachen