Kurztrip nach Dänemark – Küstenlicht und glühendes Glas

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  7. Kurztrip nach Dänemark – Küstenlicht und glühendes Glas

Eine Woche an der dänischen Ostseeküste

Anfang Oktober war ich für eine Woche in Dänemark. Seit längerer Zeit mal wieder ein Kurztrip ins Ausland – wie sehr hat mir das gefehlt! Neues sehen, andere Eindrücke sammeln, einfach unterwegs sein. Mal wieder komplett Ohne Plan, aber mit Zeit für mich und die Kamera.

Freunde hatten an der dänischen Ostseeküste in ihrer Ferienwohnung noch ein Bett für mich frei – in Elsegårde, einem kleinen Ort auf der Halbinsel Djursland. Von der Wohnung aus war das Meer zu sehen und das Rauschen der Wellen immer präsent. Der Weg zum Strand war so immer kurz, und ich konnte jeden Tag einfach dort stehen, das Meer beobachten und den Kopf vom Wind durchpusten lassen – und natürlich ein paar Fotos machen.

Ich habe die Tage genutzt, um wieder intensiver zu fotografieren, kleine Reportagen zu machen und zu Versuchen die Ruhe der Küste einzufangen. Es tat gut, Abstand zu bekommen und den Kopf frei.

In diesem Beitrag habe ich euch einige Momente dieses Kurztrips mitgebracht: den Besuch einer Glasbläserei in Ebeltoft, ein Gespräch mit einem Fischer am Strand und natürlich ein paar Eindrücke aus Elsegarde und der Umgebung.

Anreise über Aarhus

Ein Freund konnte mich ein Stück Richtung Norden im Auto mitnehmen. Weiter ging es für mich dann mit dem Deutschland-Ticket per Bahn über Hamburg und Flensburg, über die Grenze nach Dänemark. Ab dort wurde es spürbar ruhiger – mit der dänischen Bahn und einem online gekauften Ticket fuhr ich den letzten Abschnitt ganz entspannt in der sogenannten „Gumminase“, einem der markanten dänischen Triebwagen, bis nach Aarhus. Dort hatte ich etwas Zeit für einen Zwischenstopp und konnte die Stadt ein wenig erkunden.

Aarhus ist eine lebendige Stadt, die Modernes und Historisches miteinander verbindet. Die Fußgängerzone rund um den Dom und die alten Gassen der Altstadt laden zum Schlendern ein. Besonders aufgefallen ist mir die Streetart: An Häuserwänden, Hinterhöfen und kleinen Seitenstraßen finden sich farbenfrohe Wandbilder. Sie verleihen der Stadt einen eigenen Charakter, lassen sich gut zu Fuß erkunden und sind natürlich ein schönes Motiv.

Während des kurzen Aufenthalts habe ich die Kamera immer dabei gehabt. Für einen halben Tag reicht die Zeit kaum, um alles zu entdecken, aber es gibt schon einen guten ersten Eindruck von Aarhus: eine Mischung aus Kultur, Kreativität und diesem dänischen Stadtgefühl, das so gelassen wirkt.

Am Strand von Elsegårde

Elsegårde ist ein kleiner, sehr ruhiger Ort an der dänischen Ostseeküste, der nächst größere Ort ist Ebeltoft. Ein paar Häuser, viel Natur und das Meer immer ganz nah. Zwischen Feldern, Dünen und dem Meer reihen sich hier einige Ferienhäuser und kleine Campingplätze aneinander. Morgens hört man hier nur den Wind und das Rauschen der Wellen, manchmal das Rufen einiger Möwen. Es ist kein Ort, an dem viel passiert – und genau das macht den Reiz aus. Zwischen den sanften Hügeln und am steinigen Strand findet man schnell einen eigenen Rhythmus. Alles wirkt entschleunigt, fast so, als würde die Zeit hier ein bisschen langsamer laufen.

Begegnung im Abendlicht: Angler am Strand

Am ersten Abend traf ich am Strand von Elsegårde den Angler Norbert. Mir fiel sofort auf, mit welcher Routine er seine Angeln aufbaute – jeder Handgriff saß. So kamen wir ins Gespräch, und ich fragte, ob ich ein paar Fotos machen dürfe wie er angelt. Norbert hatte nichts dagegen, also begleitete ich ihn wie er in der aufgewühlten Ostsee mit zwei Angeln auf Schollen ging. Dabei erzählte er mir einiges übers Angeln – ich hätte nie gedacht, dass man Schollen tatsächlich direkt vom Strand aus fangen kann.

Im letzten Licht des Tages konnte ich so eine kleine Reportage fotografieren, während er sein Glück versuchte. Viel davon hatte er an dem Abend aber nicht – naja oder das Klicken meiner Kamera hat die Fische etwas abgeschreckt 😉 ? Immerhin eine kleine Scholle ging ihm dann doch an den Haken, zu klein zum Essen, also durfte sie wieder zurück ins Meer. Lustig war, dass sich im Gespräch herausstellte: Norbert wohnt gar nicht weit weg von mir in NRW. Die Welt ist manchmal wirklich klein.

Aus den ‚paar Fotos‘ wurden dann doch sehr viele – Das Licht war aber auch einfach klasse.

Ebeltoft

Ebeltoft liegt nur wenige Kilometer von Elsegårde entfernt – eine kleine Hafenstadt mit Kopfsteinpflaster, schmalen Gassen und bunten Fachwerkhäusern. Im Sommer ist hier vermutlich viel los: Tourist:innen schlendern durch die Altstadt, sitzen in Cafés oder besuchen das berühmte Glasmuseum. Doch Anfang Oktober zeigt sich die Stadt von ihrer ruhigeren Seite. Viele Läden haben nur wenige Stunden am Tag geöffnet, die Straßen sind leerer, und das Licht wirkt weicher. Besonders rund um den Hafen kann man das entspannte Leben spüren – Boote liegen im Wasser, Möwen kreisen darüber, und der Geruch von Salz und Holz hängt in der Luft. Ebeltoft hat diesen besonderen Mix aus Geschichte, Handwerk und Gelassenheit.

Glasbläserkunst in Ebeltoft – Besuch bei PUST Glasværksted

Ebeltoft ist nicht nur für seine historische Altstadt und das ‚Ebelfestival‘ (Apfelfest) bekannt, sondern auch für seine lange Verbindung zur Glaskunst. Neben dem Glasmuseet findet man kleinere Werkstätten die noch produzieren – wie das PUST Glasværksted, geführt von Christina Hellevik und Leif Møller Nielsen.

Die Werkstatt liegt in einem Hinterhof – von außen unscheinbar, doch drinnen glühen die Öfen. Schon beim Eintreten spürt man die Wärme, aber auch die gemütliche Atmosphäre der kleinen Werkstatt mit angeschlossenem Verkaufsraum. Der Hofhund genießt die Hitze sichtlich, wirft mir nur einen kurzen Blick zu und schläft dann weiter. Ich bleibe zunächst still am Rand und beobachte das Geschehen. Doch lange halte ich es nicht aus, ohne die Kamera in die Hand zu nehmen – zu faszinierend ist es, wie aus der glühenden Masse nach und nach eine zarte, fragile Form entsteht.

Die Arbeit läuft in einem festen Takt – fast etwas wie am Fließband, nur eben komplett von Hand. Das gibt mir die Möglichkeit, jeden einzelnen Schritt mit der Kamera festzuhalten: vom ersten Eintauchen der Pfeife ins Feuer bis zum Abstellen des fertigen Produkts zum abkühlen. Mit verschiedenen Objektiven versuche ich, die Stimmung einzufangen – das Licht auf dem Glas, die Reflexe, die Bewegung. In der Zeit, in der ich dort bin, entstehen rund fünf bis acht Vasen. Jedes Stück ist anders, jedes trägt Spuren des Augenblicks, in dem es entstanden ist.

Beeindruckend ist, wie präzise die beiden sich bewegen. Die Werkstatt ist eng, und trotzdem gelingt es beiden, die langen Stangen mit dem glühenden Glas mühelos durch den Raum zu führen. Trotz der Hitze herrscht Ruhe, fast Routine. Alles wirkt selbstverständlich – und genau das macht es so faszinierend.

Im angeschlossenen Laden stehen die fertigen Arbeiten in Regalen: klare Formen, kräftige Farben, typisch skandinavisch. Hier zeigt sich, wie eng in Ebeltoft Handwerk und Gestaltung verbunden sind. Wer sich für Glas interessiert oder einfach sehen möchte, wie traditionelles Handwerk lebendig bleibt, sollte bei PUST unbedingt vorbeischauen.

  • PUST Glasværksted
    • Adelgade 29E, Gården, 8400 Ebeltoft
    • 👉 pustglas.dk


Nachhaltigkeits-Hinweis:
Nach Dänemark ging es zu Zweit im Verbrenner-PKW und die 500 km per Bahn. Zurück nach Hause ging es zu Dritt im Verbrenner-PKW.

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