Zwischen den Tagen im Erzgebirge – 2

Von Michael Koopmann

Der Ort Bärenstein
Bisher hatten wir unser Quartier im Erzgebirge immer in Steinbach in der alten Brauhaus (Kurztrip-Tipp!!). Aufgrund einiger planerischen Probleme unsererseits konnten wir diesmal leider hier nicht nächtigen. Somit hat uns der Zufall in eine Pension nun den Ort Bärenstein gebracht.
Bärenstein ist ein kleiner Nabel des Erzgebirge, kann man doch von hier aus prima zu den beiden Schmalspurbahnen wandern. Mit dem Bahnhof in tschechischen Vejprty / deutsch Weipert erhält man zumindest am Wochenende mit der Bahn Anschluss nach Chemnitz und Chomutov. Weiter findet man in Bärenstein bzw. dem direkten Nachbarn Vejprty alles was man zu Leben äh zum Urlaub braucht. Oberwiesenthal, Annaberg-Buchholz usw. ist schnell mit dem Auto von hier aus zu erreichen.

Es ist sehr interessant wie sich Bärenstein und Vejprty ein Tal teilen und nur durch einen kleinen Grenzfluss geteilt sind. Wäre dieser kleiner Bach nicht würde man die Grenze gar nicht erkennen. Obwohl leider am Zustand der Gebäude ist sehr wohl Erkennbar wo Deutschland aufhörtet und Tschechien anfängt. Die Gebäude der tschechischen Seite sind meist in keinem erfreulichen Zustand. Auch sind nur in Deutschland die Fenster Nachts mit Schwibbögen hell erleuchtet, die Tschechische Seite bleibt dunkel.

Erst seit 2005 gibt es wieder einen direkten Grenzübergang für Autos zwischen den beiden Ortschaften. Nach über 60 Jahren! Früher musste man einen über 30 km langen Umweg über Oberwiesenthal nehmen um in die Nachbarortschaft zu kommen. Nun gibt es einen gemeinsam gestalteten Großen Platz als Neue Mitte für beide Ortschaften. Tafeln und ein Informationszentrum stellen die Gemeinsame Geschichte dar.

Diese Geschichte ist so interessant wie erschreckend. Über 11.000 Leute wohnte einst alleine in Weipert. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden dann über zehntausend deutschböhmische Einwohner vertrieben. Es blieb eine Geisterstadt. Heute wohnen rund 3000 Einwohner in Weipert und 2400 in Bärenstein. Mit dem Grenzübergang ist etwas Leben in die beiden Orte gekommen. Es gibt die (leider) üblichen Ramsch-Läden in direkter Grenznähe, eine Tankstelle für die Tanktouristen und einen großen tschechischen Supermarkt.

Fahrt mit der Brotbüchse nach Chomutov
20131229-DSC06086Den Bahnverkehr hat die tschechische Staatsbahn CD inzwischen fast komplett eingestellt in Vejprty. In Zusammenarbeit mit der deutschen Erzgebirgsbahn fahren aber am Wochenende ein Zugpaar von Chemnitz bis nach Vejprty und eins quer durch das Erzgebirge von Chemnitz bis Chomutov. Die Ruinen des einst Riesengrossen Bahnhofs Vejprty /Weipert erinnern an die damalige große Bedeutung als Grenzbahnhof. Leider wurde ein großer Teil inzwischen abgerissen und existiert derzeit nur noch als genauso grosser Schutthaufen. Ein kleiner Teil ist aber erhalten geblieben und an Wochenende mit einem Bahnhofsvorsteher besetzt. Hier bekommt man Fahrkarten, Souvenirs, Fahrpläne und auch eine Toiletten ist vorhanden.
Von den modernen Zügen der Erzgebirgsbahn wird in Vejprty auf den Triebwagen der CD umsteigen. Hierfür wird eine der typischen ‚Brotbüchsen‚ eingesetzt. Ein charakteristischer 2-achsige Triebwagen. Zu Vergleichen mit unseren alten roten Schienenbussen.

Wir stiegen direkt in Vejprty zu. Der offizielle Haltepunkt für die Ortschaft Bärenstein befindet sich deutlich weiter weg, weit außerhalb des eigentlichen Ortskerns. Zu unserem Erstaunen füllt sich die ‚Brotbüchse‘ sehr gut mit Touristen aus Deutschland: Wanderer, Eisenbahnfans, Familien und auch noch ein paar Tschechen. Die Fahrt fühlt sich relativ rasant über dem schlechten Gleisbau an. Es geht mitten durch den Wald. Nur selten erscheint mal eine Ortschaft. Die wenigen Haltepunkte und Bahnhöfe sind meist weit entfernt von diesen oder komplett irgendwo im Nirgendwo. Dies erklärt dann auch warum diese Strecke nicht mehr regelmäßig bedient wird.
Trotzdem ist die Stunde Fährt im Triebwagen recht kurzweilig.

20131229-DSC06101Leider hat Chomutov nicht viel zu bieten. Am Bahnhof ist nicht viel los und dieser ist auch relativ weit vom Ortskern entfernt. Auch der Ortskern hat nicht viel zu bieten. Rund um dem zentralen Platz ist es ganz schön mit vielen historischen Gebäuden. Leider hatten zu unserem Besuch kaum Restaurants offen die hier zum verweilen einladen. So landeten wir später bei einem Mexikaner der als einziger offen hatte, dafür aber wirklich gutes Essen bot.

Trotzdem ist diese Tour sehr empfehlenswert als kleiner Tagesausflug. Entweder noch Chomutov oder noch weiter bis Karlsbad/Karlovy Vary.
Auch ein Wanderausflug bietet sich an. Mit der Brotbüchse bis nach Měděnec‎ und von hier aus kann man dann nach Deutschland zurückwandern. In Hammerunterwiesenthal kann man dann mit der Fichtelbergbahn zurück nach Cranzahl fahren und hat dort wieder Anschluss an die Erzgebirgsbahn.

Bahnwandern im Erzgebirge oder das Elektro-Taxi
20140101-DSC06133Damit das Auto auch mal stehenbleiben konnte bei diesem Kurztrip, haben wir auch öfter die Möglichkeit genutzt von unser Pension in Bärenstein aus zu wandern. Zum Beispiel über Weipert zur Pressnitztalbahn oder zum Haltepunkt Niederschlag der Fichtelbergbahn um von dort eine Rundfahrt mit dem Zug zu machen.

Für den Rückweg von den Fichtelbergbahn hatten wir uns ein Taxi zum Bahnhof der Bahn bestellt. Von außen nichts besonderes aber von innen fehlte etwas: Das Motorgeräusch! Wir saßen in einem der ersten kompletten Elektro-Taxis. Also kein Hybrid-Wagen sondern komplett elektrisch. Das hätte ich grade im Erzgebirge nicht erwartet. Der nette Plausch ergab aber das sich der Nissan Leaf wohl auch im kalten Bergland bewältigt. Die Fahreigenschaften waren auch wirklich gut. Ja und da unser Weg zurück nach Bärenstein fast nur bergab ging erzeugte das Taxi auch mehr Strom als es verbrauchte. Cool! Bezahlen müssten wir aber trotzdem für die Fahrt, für den erzeugten Strom haben wir leider kein Geld herausbekommen.

Modellbahnland Erzgebirge und Stollenfahrt im Markus-Röhling-Stollen
20140102-DSC06183Sollte mal schlechtes Wetter im Erzgebirge sein bietet sich ein Besuch der Spur 1 Modellbahnanlage bei Annaberg an. Hier werde mit einem einzigartigen Betrieb die Bahnen des Erzgebierge dargestellt. Die Anlage bietet einen prima Überblick über den Betrieb der Bahnen zur DDR Zeit.

Nicht weit davon entfernt befindet sich der Markus-Röhling-Stollen. Regelmäßig werden Führungen angeboten. Mit der Grubenbahn geht es fast einen Kilometer in der Berg. Hier werden die Maschinen des früheren Wismut Bergbaus vorgeführt. Weiter werden aber auch die sehr einfachen Möglichkeiten des früheren Bergbaus gezeigt. Sehr interessant! Besucher-Stollen gibt es übrigens fast an jeder Ecke im Erzgebirge.

Das sind nur ein paar der möglichen Ausflugsmöglichkeiten im Erzgebirge. Grade als Bahnfan kann man sich hier sehr gut beschäftig, aber sicherlich auch als jemand der mit der Eisenbahn nichts zu tun hat. Ich zumindest habe es auch beim dritten Besuch noch nicht auf den Fichtelberg geschafft (obwohl dorthin die älteste Seilschwebebahn Deutschlands fährt), geschweige das ich hier mal zum Ski fahren gekommen bin.

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