Der Grote Markt in Brüssel – überfüllt mit Menschen aus allen Herren Ländern. Busseweise wurden Sie hier abgekippt zum Sightseeing – erst Grote Markt, dann eine Waffel, dann zum Manneken Pis und dann noch schnell ein paar Fritten.

Alle stehen Sie mit ihren Handys und langem Arm hier und versuchen, sich selbst in Szene zu setzen. Sie drängten sich auf dem Platz auf der suche nach dem perfekten Winkel, das beste Licht – alles nur, um sich selbst festzuhalten und für Social Media zu beweisen: „Ich war da!“ Kaum jemand schaute wirklich hin, und es sind Fotos, deren Wert nur im schnellen Like besteht. Wer will sich schon später nochmal Uschi im Hochkantbild mit Duckface, formatfüllend auf einem trubeligen Platz in Belgien sehen, wo die eigentliche Sehenswürdigkeit nur minimal zu erkennen ist?

Die Blicke gehen nur aufs eigene Display. Ist alles drauf? Bzw. Bin ich ganz drauf? Ist der Beitrag schon hochgeladen? Habe ich schon Likes bekommen? Die Stadt wird zur bloßen Kulisse, der eigentliche Ort verschwindet hinter Selfie-Sticks und Selbstdarstellung.

Ja, ich war auch dort. Aber wie ihr wisst, sind dies absolut nicht meine Plätze. Rein zufällig stand ich erst im Trubel an der pinkelnden, super winzigen Springbrunnenfigur und wenig später auf diesem Platz. Mein Fluchtreflex setzte schon ein, aber irgendwie konnte ich auch nicht wegsehen – es war ein bisschen wie beim Verkehrsunfall.  

Klar musste auch ein paar Fotos entstehen. Aber bestimmt kein Selfie! Für die Sehenswürdigkeiten war aber viel zu viel Trubel und einzelne Personen für eine paar ‚Streetphoto‘ Shots waren auch kaum herauszuarbeiten. Also habe ich nicht die Menschen fotografiert, sondern ihre Silhouetten auf dem alten Pflaster, losgelöst von Selfie-Sticks, Posen und Lächeln für Likes.
Plötzlich alles absurd anders, die Schatten waren allein auf dem Platz. Fast, als hätten sie sich von ihren Besitzern gelöst – um nur für diesen einen Moment selbst zu existieren.

Nachhaltigkeits-Hinweis: Nach Brüssel ging es zu Dritt im Verbrenner-PKW.