Immer wenn ich auf die Nordseeinsel Borkum fahre, ist es eigentlich eine kleine Flucht aus meinem Alltag. Die Insel bietet Ruhe, einige sehr gute Freunde und eine gute Zeit an den Milchbuden oder in Kneipen. Gerade in den letzten Jahren, wo die Welt anscheinend immer verrückter wird und die Nachrichtenlagen einen erdrücken, ist es schön: einfach mal raus. Durchatmen. Den Kopf freibekommen von all dem Lärm da draußen – Kriege, Krisen, Schlagzeilen, die sich täglich überschlagen. Erholung vom Weltchaos.

Gerade die Vor- oder Nachsaison finde ich prima für einen Urlaub hier. Das Wetter ist dann zwar durchwachsen, die Insel aber auch noch angenehm leer. Das Wetter kann sich inseltypisch jede halbe Stunde ändern. Es ist vielleicht zu kalt fürs Sonnenbaden und zu früh für die große Urlaubswelle. Und gerade deshalb genau richtig.
Ein Schild an der Strandpromenade vor dem ‚Geeske‘ aus dem vorletzten Jahr hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt wie der Salzgeschmack auf den Lippen nach einem langen Tag am Meer:
„Peace, Love und Fischbrötchen“
Was für ein Motto! So leicht, so norddeutsch, so treffend. Es wurde für mich zum Leitsatz dieser kleinen Auszeiten – und zum Startpunkt einer neuen Bilderserie.
Ich streifte mit der Kamera über die Insel, zwischen Dünen, Strandkörben und Möwengeschrei. Irgendwie wollte ich dieses Motto einfangen. Ich versuchte, Momente einzufangen, die stiller sind als meine üblichen Reportagen. Bilder mit mehr Ruhe. Weniger Ablenkung. Weniger „drumherum“.
Ich wollte auch üben, meine Motive besser zu isolieren – kleine Szenen, einzelne Personen, eingefasst von typischen Dingen der Insel:
Die typischen Strandzelte, die Strandkörbe, manchmal auch nur ein Fahrrad vor einer Düne. Borkum gibt so tolle Motive her, die nun kein Postkartenmotiv oder der verträumte Sonnenuntergang sein müssen.
Diese Serie ist für mich ein Experiment: Reduktion. Konzentration. Und irgendwie auch ein stilles Plädoyer für Gelassenheit – die ich nicht nur viel mehr in meiner Fotografie brauche.
Vielleicht sind es genau diese kleinen Fluchten, die helfen, in einer immer lauteren Welt nicht den Verstand zu verlieren. Da passt das Schild in der Bismarkstrasse zum Strand so gut:
Die Seele brauch Seeluft, der Körper Fischbrötchen
Ein paar Tage Wind, Weite, Meeresrauschen – und ein Fischbrötchen auf der Hand.
Und ach ja – dann war da noch ein anderer Slogan, an den ich jetzt denke, wenn ich zuhause diesen Beitrag tippe. Nicht ganz so poetisch, von einer bekannten norddeutschen Brauerei:

… und das würde ich jetzt wieder gerne. Mit einem Plopp am Strand sein, mit einem Frischbrötchen in der einem und einem kühlen Bier in der anderen Hand.